Schülerfirma an der Fritz-Erler-Schule in Pforzheim
– die Erfahrungen aus Sicht der Schüler:innen
Zwölf Schülerinnen und Schüler der Fritz-Erler-Schule in Pforzheim stellten sich einer neuen Herausforderung und meldeten sich zum Seminarkurs „Junior Expert“ an, der in diesem Schuljahr zum ersten Mal an unserer Schule angeboten wurde. Bei „Junior Expert“ handelt es sich um eins von vielen Programmen der IW Junior gGmbH, das es Schülerinnen und Schülern bundesweit ermöglicht, ihr eigenes Start-up in den Schulen zu gründen. Als Tochtergesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft hat sich die IW Junior gGmbH zum Ziel gesetzt, „Schülerinnen und Schüler praxisnah auf die Arbeitswelt“ vorzubereiten, Wirtschaftswissen zu vermitteln und dabei wichtige Kompetenzen wir Teamfähigkeit, Eigenverantwortung und Selbständigkeit zu fördern.
Unsere Schülerfirma Epoxerium: Lesezeichen und Glasuntersetzer aus Epoxidharz
Eine Schülerfirma gründen, schön und gut. Doch welches Produkt soll man da vermarkten? Mit dieser Frage waren wir zu Beginn des Projekts konfrontiert. Es gab viele Ideen, es wurde lebhaft diskutiert. Die Einigung auf ein Produkt war keine leichte Aufgabe, doch nach einigen Treffen haben wir uns auf Le-sezeichen und Glasuntersetzer aus Epoxidharz geeinigt.
Die Organisation des Unternehmens
Zunächst mussten wir uns darauf einigen, wie wir unsere Schülerfirma organisieren wollten. Auf der Junior Homepage gibt es hierzu wertvolle Tipps, denn die Struktur eines Unternehmens wird von IW Junior bereits grob vorgegeben. Wir mussten uns entscheiden, in welcher Abteilung wir arbeiten wollten, und schließlich wurden sowohl die Abteilungsleiter als auch die Vorstände gewählt.
Die Arbeit in den Abteilungen - Die Marketingabteilung
Die Marketingabteilung war unsere größte Abteilung. Hier gab es ver-schiebende Unterabteilungen, die zum einen für unsere Webseite, un-sere Instagram-Seite, die Öffentlichkeitsarbeit und für das Kundenma-nagement zuständig waren:
Für den Verkauf der Produkte wurde von der Marketingabteilung eine eigene Webseite mit einem eigenen Webshop erstellt (www.epoxerium.de). Unsere Kenntnisse aus dem Informatikunterricht halfen uns zwar dabei, mutig an die Sache ranzugehen, jedoch mussten wir bei vielen Aufgaben deutlich mehr in die Tiefe gehen und uns Hilfe bei Experten wir unserem Informatiklehrer einholen.
Im Kundenmanagement wurden Kundendaten ausgewertet, E-Mails an Kunden geschrieben und die Bestellungen an die Produktion und Fi-nanzabteilung weitergeleitet.
Eine weitere Gruppe war für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie schrieben die Blogbeiträgen für die Homepage unserer Schule und kümmerten sich um die Pressearbeit. Zwei Mal wurden größere Artikel über unsere Schülerfirma in der Pforzheimer Zeitung veröffentlicht. Außerdem gab es eine Instagram-Seite, die re-gelmäßig gepflegt wurde. Mit unserer Reichweite konnten wir zufrieden sein, denn wir hatten erstaunlich viele Follower.ails an Kunden geschrieben und die Bestellungen an die Produktion und Fi-nanzabteilung weitergeleitet.
Die Arbeit in den Abteilungen - Die Produktionsabteilung
Zu Beginn hatte die Produktionsabteilung die wichtige Aufgabe, die ersten Prototypen herzustellen. Wir hatten noch nie mit Epoxidharz gearbeitet, also mussten zunächst wichtige technische Fragen und Fragen zum Arbeitsschutz geklärt werden.
Nach den ersten zaghaften Gießversuchen wurden die Produktionsan-leitungen erstellt: Wichtig hierbei war, dass die Proportionen und die Härtezeiten der Lesezeichen und der Glasuntersetzer genau eingehal-ten wurden. Im Laufe des Schuljahres wurden drei Produktionsgruppen gebildet, damit die Produktion schneller vorangehen und somit die Lie-ferzeit verkürzt werden konnte. Jede Produktionsgruppe war für be-stimmte Lesezeichen und Glasuntersetzer verantwortlich.

Die Finanzabteilung
Im Gegensatz zum BWL-Unterricht wurde hier mit echtem Geld gewirt-schaftet. Und natürlich nicht nur mit Bargeld. Denn auch ein Konto wurde eröffnet. Die Finanzabteilung verfasste die Rechnungen and unsere Kunden, erstellte die monatliche Buchführung und präsentierte in den Sitzungen regelmäßig unsere aktuelle Bilanz sowie unsere Gewinn- und Verlustrechnung.
Die Verwaltung
Wie auch in einem echten Unternehmen, wurden alle Sitzungen von der Verwaltungsabteilung protokolliert.
Der Vorstand
Natürlich gab es auch den Vorstand, der unsere Juniorfirma in allen Be-langen gegenüber der Schulleitung, unseren Kunden, den Organisato-ren von Junior und weiteren Personenkreisen, wie z.B. Vertreterinnen der IHK oder dem Bürgermeister, vertrat. Der Vorstand leitete unsere Sitzungen, war maßgeblich für die strategische Planung sowie für alle weiteren Aktionen z.B. für die Koordination des Junior-Landeswettbewerbs zuständig.
Anders als im Unterricht spielen bei einem Projekt wie Junior Teamarbeit, Zuverlässigkeit und die praktische Umsetzung eine enorme Rolle. Dadurch, dass die Juniorfirma auf einem echten Markt agiert, ist sie an bestimmte Termine wie Produktion oder Lieferzeiten gebunden. Als Mitarbeiter der Juniorfirma Epoxerium mussten wir uns aufeinander verlassen, ansonsten wären wir nicht so erfolgreich gewesen.
Selbstfindung und Berufsorientierung: Was hat uns das Projekt gebracht?
Im Laufe des Schuljahres haben wir Schüler und Schülerinnen in unseren Abteilungen gearbeitet und uns gegenseitig näher kennengelernt. Vielen von uns hat die Arbeit im Projekt die Augen in Richtung Studienrichtung und Berufs-wahl geöffnet. Jetzt können wir genauer differenzieren, welche Arbeit uns Freude bereitet und welche Richtung wir eher nicht einschlagen möchten. Nicht nur fachlich haben wir viele neue Erkenntnisse gewonnen, wir haben uns auch in unserer Persönlichkeit selbst neu entdeckt, sind über uns hin-auswachsen und haben ein feineres Gefühl für den Umgang mit Menschen bekommen.
Auch wenn nicht immer alles so lief, wie wir es uns anfangs erhofft hatten, sind wir uns unserer guten Leistung bewusst. Unser Teamgeist hat uns immer wieder motiviert, wenn wir nach Lösungsansätzen gesucht oder neue Aufga-ben angepackt haben. Die Sitzungen zogen sich anfangs gern in die Länge, doch selbst in diesem Bereich konnten wir uns weiterentwickeln, indem wir effizientere Sitzungsstrategien einführt haben.
Der Landeswettbewerb: Ein absolutes Highlight
Im Rahmen des Junior Programmes fand im Mai ein Landeswettbewerb statt. Von insgesamt 60 Juniorfirmen wurden sechs ausgesucht und darunter auch unsere Schülerfirma Epoxerium. Für uns Schülerinnen und Schüler war es eine riesen Überraschung, als die E-Mail mit der Einladung ankam. Im Ge-gensatz zu den anderen ausgewählten Juniorfirmen hatte unsere Schule noch keinerlei Erfahrung mit dem Wettbewerb, schließlich war es das erste Mal, dass unsere Schule am Projekt teilgenommen hat.
Auch wenn wir mit Epoxerium nicht auf dem Podium gelandet sind, sind wir froh, die Erfahrung gemacht und neue Menschen kennengelernt zu haben. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Wettbewerb nicht vor Ort in Stuttgart veranstaltet, er fand stattdessen online auf der Plattform Talque statt. Alle Teilnehmer konnten sich dennoch live über ihre Ideen, Strategien und Erfahrungen mit dem Projekt austauschen.
Das Fazit: Theorie trifft Praxis
„Dieses Projekt ist eine wundervolle Möglichkeit, die Theorie mit der Praxis zu verknüpfen und eine eigene Firma von Anfang bis Ende zu begleiten“, so eine Schülerin von Epoxerium. Ein exzellentes Beispiel hierfür ist das Fach interna-tionale Volks- und Betriebswirtschaftslehre, denn die Lehrplanthemen Rech-nungswesen, Wirtschaftsrecht, Personalmanagement und Marketing stellten eine hervorragende Grundlage für die Tätigkeiten in den Abteilungen dar. In diesem Projekt wird Theorie in die Praxis umgesetzt!
Weiterführung
Wir Schüler und Schülerinnen empfehlen das Projekt ausdrücklich. Diese einmalige Erfahrung weitab vom konventionellen Unterricht bietet eine ideale Gelegenheit zur Festigung und Erweiterung des eigenen Wissens und fordert darüber hinaus die Teamfähigkeit und die Persönlichkeitsentwicklung. „Es ist ein Projekt, bei dem man sich tatsächlich aktiv einbringen kann, das trotz der vielen Arbeit enorm viel Spaß macht und in dem man seine Interessen und Stärken ausbauen kann“, so die Meinung mehrerer Schüler. Es werden wich-tige Kompetenzen wie Teamarbeit, Verständnis und kritisches Denken gefördert.
Die Kooperation mit IW Junior wird auch in Zukunft an der Fritz-Erler-Schule in Pforzheim eine Rolle spielen, denn für die zukünftige Jahrgangsstufe 1 ist bereits der nächste Seminarkurses Junior Expert geplant. Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern viel Spaß bei diesem einzigartigen Projekt!